West  Istanbul (24.04. - 01.05.) und (19.05. - 26.05.)

 

    Am Sonntag, 24.04., bin ich bei strömendem Regen um 19:20 Uhr Ortszeit gelandet. Gegen 21 Uhr habe ich dann das Flughafengebäude von IST (Atatük) nach endlos langen Einreisekontrollen glücklich verlassen und bin mit der Metro und dem Metrobus in mein Hotel gefahren.

    Am Montagmorgen, 25.04., habe ich den Shuttlebus zur West Istanbul Marina genommen. Dort habe ich, wie verabredet, Hakan getroffen, der hervorragend Deutsch spricht, und der mir sofort einen Malermeister besorgt hat. Der hat sich mit Hakan und mir das Unterwasserschiff angesehen, wird dieses neu aufarbeiten und auf das Salzwasser vorbereiten: besonderes Antifouling und neue Anoden sind notwendig, außerdem wird der Rumpf gereinigt und poliert.

    Auch der Techniker, der die Propeller aufarbeiten wird, war zur Besichtigung da.

   Im Office der Marina konnte ich die nun vorgeschriebene "Mavi Card" bekommen, über die die Fäkalienentsorgung kontrolliert werden soll und der Termin für das Einkranen ist für den 20.05. vereinbart.

    Den Abschluss bildete der Kauf eines Sommerjäckchens. Ich hatte nicht auf die Bootsfrau gehört und nur meine Winterjacke dabei. Schließlich hatte es beim Abflug geschneit.

    Dienstag, 26.04.2016, wieder mit dem Shuttle in die Marina gefahren. Wieder Filter für die Maschinen transportiert. Beim Treffen mit Hakan über das Transitlog verhandelt. Er hat sofort den Agenten aus der Marina kommen lassen. Der hat dieses Papier überprüft und festgestellt, dass es noch bis September 2016 gültig ist. Eine Woche vor Ablauf müssen wir es verlängern lassen. Allerdings muss er, wenn ich in drei Wochen wieder in der Marina bin, alle möglichen Häfen, die wir anlaufen könnten, in das Transitlog eintragen.

    Die beauftragte Malerfirma hat mit den Arbeiten begonnen und schleift das Unterwasserschiff ab. Der Chef der Firma lud mich zum Türk kahvesi ein, so wie das in diesem Land üblich ist. Er spricht nur türkisch und ich nur ganz wenig türkisch - lustige Situation.

    Wenn ich in unterschiedlichen Situationen mein rudimentärstes Türkisch anwende, habe ich das Problem, dass die Türken sofort in einem unglaublichen Sprechtempo auf mich losgehen und ich passen muss. Der Kellner im Hotel möchte alles auf Englisch abwickeln und ich alles auf Türkisch - lustige Gespräche.Beim Essen: "Do you like it?", " Çok iyi, teşekkür ederim.", "Do you want another beer?", "Evet, teşekkürler."

    Heute konnte ich dann den Wasserfilter mit Hilfe des ledernen, antiken Filterschlüssels lösen, den mir Rolle glücklicherweise mitgegeben hatte, sonst wäre mir diese Aktion nicht geglückt. Im Bauhaus dann noch neue Batterien gekauft und für die Küche im Migros das ausgesprochen gute Haselnussöl. Kurze Verschnaufpause im Grüngürtel von Beylikdüzü.

    Dann für mich Bildungsfernsehen, was die Sprache angeht, auch wenn es nur eine Kochsendung ist. Kochtechnisch war die Sendung der Hammer! Es ging ausschließlich darum, wie man Sütlaç (Milchreis) zubereitet. Offenbar bei der Leiterin für die an der Sendung beteiligten Paare eine echte Herausforderung.

    Heute (27.04.2016) war Ruhetag. Das heißt 19 Km durch Istanbul laufen. Ruhetag, weil ich nicht an, in und um das Schiff herum gearbeitet habe.

     Es ging heute nach Fathi, einem Stadtteil Istanbuls, der sicher nicht auf der Besuchsliste der Touristen steht. Dieser Stadtteil liegt oberhalb des Goldenen Horns und ist sehr ärmlich, aber auch noch sehr ursprünglich. Der Friedhof, der direkt an der Metrobusstation zu durchqueren war, ist traumhaft gepflegt und ertrinkt in Blumen. Das hatten wir in anderen Ländern nicht so sehen können.

     Ich bekam dann von einem Schuhputzer eine kleine Stadtteilführung und frisch geputzte Turnschuhe.

     Der Weg führt unweigerlich ans Wasser, zu den Schiffen und dann am Bazar vorbei. Die Hin- und Rückfahrt mit dem Metrobus ist sicherlich besonders. Der Bus ist eine immer überfüllte fahrende Telefonzelle und Spielothek. Die Türken sind uns im Umgang mit ihren Handys meilenweit voraus.

     Nach achtstündigem Ausritt ist jetzt wirklich Ruhe angesagt.

    Der zweite Ruhetag (28.04.2016) entpuppt sich als eine recht anstrengende Bergetappe im asiatischen Teil Istanbuls. Es ging nach Üsküdar. Der alte und traditionsreiche Vorort liegt an einen Berg gelehnt auf der Ostseite des Bosporus.

    Hier gibt es gar keine Touristen, man wird nicht angesprochen, man will mir nichts verkaufen. Es geht bergauf und bergab, bei 22 Grad und tollem Sonnenschein. Man glaubt nicht, dass man von diesem Stadtteil aus in 15 bis 20 Minuten mitten im Zentrum Istanbuls ist – entweder mit der Marmaray (die U-Bahn, fährt unter dem Bosporus) oder mit dem Bootstaxi - ich habe mir beide Fahrmöglichkeiten nicht entgehen lassen.

    Ganz ruhige und verträumte Straßen, kaum Menschen zu sehen, immer wieder Hühner und erst am Wasser trifft man Einheimische in den kleinen Bars und Restaurants. Nicht alle Plakate hängen richtig herum und die Häuser direkt am Wasser, früher arme Fischerhäuser,  sind nur von oben in ihrer Unerschwinglichkeit und Lage zu beneiden.

    Die Türken achten sehr auf ihre Kleidung! Anders als bei uns bin ich der einzige, der mit einer Jogginghose unterwegs ist und sich in der Kombination mit dem Rucksack als solcher sicher zu erkennen gibt.

Heute (29.04.2016) waren verschiedene Arbeiten an Bord zu erledigen: Folien, die außen an den Lüftungsschlitzen des Motorraums angebracht waren, um möglichem Frost zu begegnen, mussten entfernt werden; das Wassersystem wurde unter Druck gesetzt und auf Dichtigkeit überprüft; die Innenräume wurden gereinigt.

    Das Unterwasserschiff ist in der Zwischenzeit geschliffen und grundiert worden. Letzte Absprachen wurden mit Hakan getroffen. 

Samstag (30.04.2016) war der letzte Tag und Ruhetag (16 Km wurden gelaufen)! Im Hafen rund um die Kerry-Blue ist soweit alles erledigt.

   Also auf ins alte Beoglu. Die Touristen besuchen die Haupteinkaufsmeile und den Taksim-Platz. Ich war im eigentlichen und ursprünglichen Beoglu unterwegs. Viele geschäftige Sträßchen mit ganz kleinen Geschäften, kleine Parks, einer sogar mit Wasserfall und Hühnern, ruhige Winkel zum Wohnen und wieder einmal eine Bergetappe. Ständig geht es steil bergauf und bergab - nichts für Touristen.

West  Istanbul (19.05.2016)

 

Ich bin wieder um 19:20 Uhr Ortszeit Istanbul gelandet. Diesmal ging es wesentlich schneller durch die Passkontrolle. Es ist Feiertag in der Türkei: man feiert gleichzeitig Atatürk und einen Sportjugendtag.

Leider habe ich mein seit vielen Wochen beantragtes Visum immer noch nicht bekommen. Vielleicht verschleppen die Behörden in Ankara im Moment aus politischen Gründen die Bearbeitung. Ich werde also noch einmal nach Deutschland zurück müssen, um dann mit dem Visum wie vorgeschrieben in die Türkei einzureisen.-

Im Hotel kann ich den nächsten Tag in Ruhe vorbereiten.

West  Istanbul (20.05.2016)

 

Um 9:30 Uhr bin ich mit meinem schweren Koffer und dem Shuttlebus in die Marina gefahren. Dort sind mehrere Maler bei den letzten Arbeiten am Unterwasserschiff und bei den Polierarbeiten. Die Propeller sind wie neu und wie verabredet montiert. Leider ist Hakan drei Tage in Bodrum und kann mich nicht direkt unterstützen. Ich verabrede mit dem Office und den Technical Services das Einkranen für den nächsten Tag.

Dann muss ich ins Hotel und mich für eine weitere Nacht anmelden. Eigentlich sollte die Kerry-Blue ja schon im Wasser sein und ich auf ihr schlafen können.

West  Istanbul (21.05.2016)

 

Um 9:30 Uhr fährt der Shuttlebus. Alle Arbeiten der Handwerker sind erledigt.- Jetzt kann ich die Winterplanen abnehmen, die inneren Abdeckungen der Lüftungsschlitze im Motorraum entfernen, die Seewasserfilter ausbauen, reinigen und wieder einbauen. Taue auf die Klampen setzen und auch die Fender  für das Einkranen an die Reling hängen.

13 Uhr ruft mich Dina von Technical Services an und bittet mich in ihr Büro. Dort kann ich die Malerarbeiten bezahlen und nebenan bei Albatros Marine die Aufarbeitung der Propeller und die bei den Arbeiten verwendeten Materialien. In Deutschland hätten diese Arbeiten mehr als das Doppelte gekostet – und die Qualität stimmt.

Sofort anschließend kommt der Travellift und es geht problemlos ins Wasser. Alle Bordurchlässe sind dicht und die Motoren springen an wie immer.

Es war schon so stürmisch geworden, dass wir mit vier Mann die Kerry-Blue am Steg festmachen müssen. Trotz des starken Windes eine ruhige Nacht – home sweet home.

West  Istanbul (22.05.2016)

 

Es ist Sonntag und alles ruhig am Steg.  Ich muss Wasser bunkern und den groben Winterdreck vom Teakdeck spritzen. Das ist bei 6-8 Windstärken nicht ganz einfach. Sonst Vorbereitungen am Laptop und mit den Hafenhandbüchern.

West Istanbul (23.05.2016)

 

Hakan ist leider noch einen Tag länger in Bodrum. Telefonisch kann ich aber mit ihm abklären, dass er morgen alles Notwendige für uns organisieren wird. 

Der ganze Vormittag und frühe Nachmittag  ist dem Deckschrubben vorbehalten. Die Maler haben bei ihren Polierarbeiten viel Polierpaste auch auf dem Deck verteilt. Zum Glück hat sich der Wind etwas gelegt und ich werde nicht so nass wie gestern.

Nachmittags geht es nach Beylikdüzü zum Einkaufen. – Viel Ware, lange Arme.

Am Abend reist die Bootsfrau an. Endlich.

West Istanbul (24.05.2016)

 

Um 10:30Uhr geht es zu Hakan in den Laden. Er will heute den Agenten für die Aktualisierung des Transitlogs organisieren und den Motorenmann für den Öl- und die Filterwechsel.

Der Agent kommt am frühen Nachmittag an Bord. Er bekommt den Auftrag alle möglichen Häfen an der Türkischen Südküste ins Transitlog eintragen zu lassen – das ist gegen 19 Uhr und die Bezahlung von 100,- € (sehr günstig!) erledigt. Um 15 Uhr kommen drei Motorenmänner, machen ihre öligen Arbeiten und es ist für die nächsten Stunden etwas ungemütlich.

In der Zwischenzeit fährt die Bootsfrau zum Einkaufen, nicht zum shoppen.

West Istanbul (25.05.2016)

 

Nach dem Frühstück bin ich  mit unseren schlappen Fendern zu Hakan gegangen. Er hat einen Kompressor zum Aufpumpen. Ein Fender hat sofort die Luft wieder verloren. Also zwei neue Fender gekauft und für alle anderen neue Leinen. Das letzte Jahr hat deutlich seine Spuren hinterlassen. Die alten Leinen sind an mehreren Stellen dünn geworden und drohen zu reißen.

Dann die letzten Rechnungen bezahlt, noch fünf Liter Motoröl als Reserve mitgenommen und wieder Getränke gebunkert.

West Istanbul (26.05.2016)

 

Heute ist unser letzter Tag in der Marina. Ich habe mit dem Office abgeklärt, dass wir morgen um 8 Uhr tanken können und unseren Fäkalientank absaugen lassen können. Weiter Trinkwasserflaschen gebunkert und Esswaren für die nächsten drei Tage.

Wie man sieht, sind fast alle Schiffe in der Türkei in Delaware/USA gemeldet.

Kreuzerabteilung
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