Von Cernavoda nach Constanta (27.08.2015)

 

Unsere Anmeldung zur Kanalschleusung per Funk um kurz vor 8 läuft ins Leere, wir erhalten keine Antwort. So machen wir uns auf den Weg in den Kanal ohne Anmeldung und werden vom Schleusenwärter prompt angepfiffen, zurück zum Hafenpolizeiponton. Dort werden wir von einem freundlichen jungen Polizisten in geschliffenem Deutsch begrüßt, der uns das etwas umständliche Prozedere der Kanalschleusung erklärt und für uns die Formalitäten erledigt.

Unsere 71.Schleuse auf dieser Fahrt sollte mit Abstand die schlimmste Schleuse aller Zeiten werden, denn man beschließt, uns zusammen mit 4 Güterschiffen wie die Ölsardinen in die Schleusenkammer zu quetschen, und ein ganz besonders rücksichtsloser Kapitän neben uns lässt seinen Motor auf Hochtouren  laufen und schüttelt uns gewaltig, wo wir doch nur einen einzigen Schwimmpoller an der Mittelklampe zu fassen kriegen und auch die hintere Leine so fest es geht drumschlingen. Den Rest muss das Bugstrahlruder richten. Und all das vor dem ersten Kaffee!  Irgendwie kommen wir heil aus der Schleuse heraus, sind aber arg gestresst.

Die Fahrt auf dem Kanal selbst ist eher trist, die Landschaft mit Strommasten, Eisenbahnschienen und als die Hügel höher werden gigantischen Uferbefestigungen zugepflastert, und an den Ufern gibt es noch Zeugnisse des untergegangenen Ceaucescu-Regimes: eine riesige Skulptur und ein sozialistisches Arbeiterfresko. Als es nach viereinhalb Stunden auf die Schleuse am Ende des Kanals zugeht, werden wir per Funk dauernd mit dem abenteuerlichen Englisch des Schleusenwärters traktiert, und wir verstehen kaum ein Wort. Ihm haben wir es wahrscheinlich auch zu verdanken, dass wir beim Erreichen des Seehafens von Constanta von der Hafenpolizei eine Dreiviertelstunde verhört werden, mit allen Formularen dieser Welt, und der scheinbar selbstverständlichen  Bitte, viermal zu fotokopieren. Klar haben wir wie alle anderen Schiffe einen Kopierer an Bord, no problem. Bis sich am Ende herausstellt, dass sie über uns eine Fehlinformation erhalten haben, was unser Reiseziel angeht, formvollendete Entschuldigung vielmals, gute Weiterreise.

So fahren wir aus dem riesigen Hafenareal hinaus, und dann ist es soweit: wir befinden uns auf dem Schwarzen Meer, das sich von seiner sonnigen, aber etwas kabbeligen Seite präsentiert. Eine knappe Stunde später erreichen wir erschöpft, aber glücklich den Yachthafen Port Thomis von Constanza und werden auch sofort in einen Platz direkt vor einem Fischkutter eingewiesen. Ob wir hier 3 bis 4 Tage bleiben dürften? Ja, no problem.

Auch die Grenzpolizei quält uns nicht lange, nach einer halben Stunde sind die notwendigen Formalitäten erledigt, und unser bulgarisches Papier wollte er nicht sehen.

 Super, wir haben einen Mordshunger nach dem langen Tag. Wir haben schon die Pfanne heiß, da kommt der Hafenmeister und eröffnet uns, wir müssten doch noch umparken, da noch ein großes Schiff erwartet wird. Unser neuer Liegeplatz ist einer, wo man rückwärts einparkt, mit dem Heck an der Mole liegt und vorne mit Mooringleinen festmacht, für uns eine absolute Premiere, die wir gerne auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hätten, aber wir haben keine Wahl. Zum Glück haben wir kompetente Helfer als Nachbarn, ohne die wir das niemals hingekriegt hätten. Premiere hat nun auch unsere neu angeschaffte Gangway, die uns erst ermöglicht, bei dieser Art zu parken an Land zu kommen.

Mittlerweile ist es stockdunkel, wir sind fix und fertig und kochen weiter, nebenbei müssen wir mit der Fliegenklatsche der Insektenplage Herr werden, klar, Licht an und Fenster auf geht nicht gut.

Unser freundliche Helfer von vorhin kriegt das wohl mit und kommt mit einer Riesenflasche Insektenspray vorbei.

Die nächsten paar Tage werden wir faulenzen; wer hätte gedacht, dass eine Reise so anstrengend sein kann!


Kreuzerabteilung
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