Abschied von Istanbul-West (03.10.2015)

 

Morgens um 7:15 Uhr klingelt der Wecker, denn an unserem letzten Tag in Istanbul steht noch mal eine aufregende Aktion an: der Hub der Kerry-Blue an Land mit dem Travellift.

Wir fahren in eine Box, wo ein riesiger fahrbarer Kran steht, Gurte sind bereits unter Wasser und werden an die richtigen Stellen des Schiffes gezogen, und dann wird das Boot aus dem Wasser gehoben, erst wenig, dann müssen wir aussteigen, zum Glück vergessen wir die schweren Koffer nicht, denn hinterher würde es bedeutend schwieriger, sie über die Leiter aus dem Boot zu schaffen. Sobald wir draußen sind, wird es höher gehoben und ein paar Meter an Land gefahren, wo ein Hafenarbeiter den Unterboden mit dem Hochdruckreiniger abspritzt. Nun fährt der Kran das Boot an den eigentlichen Überwinterungsstellplatz, es wird am Kiel an vier Stellen aufgebockt und anschließend mit Metall- und Holzstreben seitlich gestützt- fertig. Die ganze Aktion hat etwa 2h gedauert, und nun können wir genauer gucken, welche Macken unsere Grundberührungen verursacht haben: ein paar Kratzer am Kiel und beide Schrauben haben an manchen Flügelspitzen leichte Verformungen abbekommen.  Gemerkt hatten wir während der Fahrt so gut wie nichts davon, nur bei einigen Drehzahlen gab es Vibrationen. Aber wir dürfen uns nicht beschweren; bei knapp 4000km Fahrt und dem extrem niedrigen Donauwasserstand in diesem Jahr sind wir gut davongekommen.

Nun geht alles ganz schnell: Wir stellen eine Leiter an, holen die letzten Dinge von Bord, kleben die Lüftungsschlitze vom Motorraum von außen mit Folie zu und sagen Adieu. Alle weiteren Überwinterungsaktionen hatten wir ja schon vorher erledigt.

Nun kommt die nächste Herausforderung: Mit unserem schweren Gepäck quetschen wir uns in den knallvollen Metrobus. Unsere Hoffnung, dass es am Samstagmittag vielleicht nicht so schlimm ist wie wochentags, zerschlägt sich: Wieder mal ist halb Istanbul unterwegs, Umsteigen in die volle U-Bahn, ankommen und Schlange stehen an den Wahnsinns-Sicherheitskontrollen des Flughafens, die vermutlich aufgrund des aktuellen Flüchtlingsdramas nochmals verschärft wurden.

Allein unsere Pässe werden an fünf Stellen kontrolliert, zum Schluss auch nochmal in Düsseldorf nach der Landung. Aber halb so wild, unser Zeitpolster ist komfortabel, wir sind heil gelandet und sind erschöpft, aber erleichtert und dankbar.

So geht unser Reiseabenteuer Mülheim-Istanbul 2015 zu Ende, eine Reise, die wir mit all ihren überwältigend schönen, zum Teil auch recht stressigen Facetten nicht missen möchten. Dankbar sind wir für die vielen herzlichen und gastfreundlichen Kontakte,  besonders in den Balkanländern. Schade, dass wir weder serbisch noch rumänisch noch bulgarisch können und die Landsleute teilweise auch nur ihre Muttersprache sprechen, sonst hätten wir noch mehr erfahren können , was der Fischer oder die Obstverkäuferin zu erzählen hat.

Auf jeden Fall ist solch eine lange Auszeit vom normalen Alltag eine wunderbare Erfahrung und zur Nachahmung empfohlen!


Kreuzerabteilung
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