In Apatin (31.07.2015)

 

Der gestrige Tag hat seine Spuren hinterlassen, wir sind so erschöpft, dass wir erst um 9:30Uhr aufwachen. Danach wird ausgiebig gefrühstückt, geduscht und aufgeräumt. Man kann draußen eh nichts machen, denn es regnet den ganzen Vormittag lang. Gegen Mittag klart es etwas auf, und wir ziehen los in den Ort. Apatin ist ein größeres Dorf, zum Teil neu renoviert, zum Teil auch wie stillgestanden aus den 60er Jahren. Hier fahren noch Autos, die es bei uns schon lange nicht mehr gibt.

Die serbisch-orthodoxe Kirche, die wir gestern vom Wasser aus schon gesehen haben, wird innen gerade renoviert, ein Maler erneuert die Decken-und Wandfresken, sehr interessant, den Entstehungsprozess zu sehen. Wir haben uns nicht getraut zu fotogafieren, mal sehen, vielleicht morgen.

In den Straßen stehen viele dick behangene Pflaumenbäume, auf den Schildern sehen wir manchmal lateinische, aber oft auch kyrillische Buchstaben.

Von der Herz-Jesu-Kirche fehlt ein Kirchturm, vielleicht noch ein Zeugnis des Krieges? Auf dem Friedhof nebenan stellen wir fest, dass die Bevölkerung hier nicht sehr alt wird, viele sterben noch vor ihrem 60.Lebensjahr. Außerdem scheinen die Ehepartner verstorbener Leute pessimistisch in Bezug auf die eigene Lebenserwartung zu sein (siehe Foto). Alte Grabsteine mit deutschen Namen zeugen von der Besiedlung der Banater Schwaben, früher hieß Apatin Abthausen. Heute allerdings merken wir nichts mehr von den deutschen Einflüssen, denn nach dem 2. Weltkrieg sind fast alle deutschstämmigen Bewohner vertrieben worden.

Im Dorfzentrum  besorgen wir uns serbische Dinare, kaufen Lebensmittel ein und genießen dann auf dem Boot den mittlerweile sonnigen Spätnachmittag.


In Apatin (01.08.2015)

 

Nachtrag zu gestern: was wie ein geruhsamer Abend anfing, nahm noch eine überraschende Wendung. Es war schon dunkel, da kamen die Kumpels mit ihrem selbstgebauten Floß „ Misses Hippie“ johlend um die Ecke, die wir beim Einklarieren in Serbien schon kennengelernt haben. Tragischerweise sind sie jetzt nur noch zu dritt, da der Reisepass des vierten Mannes abgelaufen war und die Serben an der Grenze kein Erbarmen hatten. Nun wollen die drei Übriggebliebenen hier nach einer Unterstellmöglichkeit für ihr Gefährt suchen und im nächsten Jahr zu viert weitermachen. Wir erzählen und lachen  bis in die Nacht hinein, es ist wirklich eine super herzerfrischende Truppe.

Am Morgen gehen wir in den Ort und kaufen auf dem Markt, den wir gestern nicht gefunden haben, eine ganze Tasche voll Gemüse (Super Tomaten!) für umgerechnet 1,50€! Im Supermarkt besorgen wir uns Bier, das hier in Apatin gebraut wird, das auch sehr gut schmeckt, viel besser als das ungarische.

Danach gehen wir noch mal zur serbisch-orthodoxen Kirche, in der wir gestern schon die Wandfresken bewundert haben, und kommen mit dem sympathischen Kunstmaler ins Gespräch. Er erkennt uns von gestern wieder, klettert von seinem Gerüst und erzählt uns auf englisch, dass er aus Belgrad kommt und seit 2002 an den Decken-und Wandgemälden arbeitet, alles selbst entworfen hat und schätzt, dass er in 2 Jahren fertig sein wird. Bewundernswert, so ein 15-Jahre-Projekt. Außerdem verrät er uns, dass er die Fresken in der Krypta des Belgrader Doms gemalt hat. Keine Frage, die wollen wir uns auch ansehen, wenn wir Belgrad erreicht haben.

Zurück am Boot sehen wir ein weiteres deutsches kleines Motorboot wieder, dem wir beim Ausklarieren aus Ungarn von ferne zugewunken haben: eine Frau aus Frankfurt mit ihrem kleinen Sohn im Kindergartenalter, die zur Zeit im Sabbatjahr ist und nach Belgrad möchte, und dann mal sehen. Auch eine wahre Abenteurerin!

Außerdem kommt ein österreichisches Paar aus der Gegenrichtung, das uns ein paar gute Tipps für unsere nächsten Etappen mit auf den Weg gibt.

Nachdem wir uns per Internet (der Hafen hat WI-FI) die Wettervorhersage geholt haben, wollen wir doch erst übermorgen weiter, denn für morgen abend sind starke Regengewitter angesagt, und  dann am Anker zu hängen ist nicht so verlockend, da liegen wir hier im Hafen sicherer.

In Apatin (02.08.2015)

 

Ein weiterer Ruhetag. Der Kapitän steigt in den Motorraum , kontrolliert den Ölstand, liest den Treibstoffvorrat ab und reinigt nochmals die Kühlwasserfilter beider Maschinen.

Das Wetter ist schwül, wir baden dauernd, bewegen uns wenig, lesen, gucken in die Landschaft und sehen zwei Störche am gegenüberliegenden Ufer entlangstaksen.

Am Abend zieht eine graue Wolkenwand auf, mal sehen, ob es das angesagte Gewitter ist.


Kreuzerabteilung
Kreuzerabteilung


Besucherstatistik