Von km870 bis Cetate Port Cultural km 811 (15.08.2015)

 

Wir fahren los, an der Schleuse gibt es keine nennenswerte Wartezeit und ohne besondere Vorkommnisse machen wir bei km 811 beim Port Cultural in Cetate am Ponton fest.

Es ist Samstagnachmittag, die Rumänen baden an den naheliegenden Stränden, und unter lautem Getöse wird unser Ponton als Absprungstelle für die zahlreichen Köpper benutzt, nicht ohne Neugier auf uns und unser Boot. Die Typen sind nett und auf keinen Fall bösartig, aber doch für deutsche Verhältnisse etwas distanzlos, und als sie unter lautem Gejohle quer über unser Boot laufen, geben wir freundlich, aber bestimmt die Antwort, dass das keine so tolle Idee sei. Das wird sofort akzeptiert, aber wir fühlen uns doch etwas umzingelt und befürchten, dass sie am Abend mit ihren Kumpels zurückkommen und uns ordentlich aufmischen. Doch diese Befürchtung erweist sich als völlig grundlos, der Abend nimmt einen unerwarteten Verlauf. Wir bekommen Besuch von einem Rumänen, der perfekt englisch spricht, uns sehr herzlich begrüßt und uns erzählt, dieser Ort sei ein ganz besonderer, und wenn wir mögen, könne er uns ein paar Informationen geben, das Restaurant sei schräg gegenüber.

So gehen wir gegen Abend dorthin, vorbei an einigen Engelsskulpturen, die wir verwundert anschauen.

In einem verwunschenen ,mit riesigen Eichen bestandenen Biergarten  essen und trinken wir hervorragend, abends werden Fackeln angezündet, und unser rumänischer Bekannte reicht uns  Infofaltblätter über diesen Ort, der früher als Getreide-und Gemüsehafen fungierte, dann unter der Diktatur bis 1989 militärische Funktion hatte, nach der Revolution  von der Bevölkerung zerstört und geplündert wurde, bis Ende der Neunziger Jahre die Idee aufkam,hier mitten in der Walachei ein Kulturzentrum aufzubauen, mit Workshops für Literatur, Malerei, bildende Kunst, Kammermusik und ein Filmfestival, das mittlerweile im 6.Jahr existiert. Die vorhin erwähnten Engelsskulpturen stammen auch von dieser Kulturinitiative, als Gegenentwurf zu den Plänen des staatlichen Tourismusministeriums, das im Jahre 2000 ein Draculamuseum  errichten wollte.

Jetzt wird uns klar, dass der Graffitisprayer an unserem Ponton auch Teil dieser Kultur ist, als wir zum Essen gegen, sehen wir 2 Augen, beim Rückweg ist das Gesicht fertig.

Wir verleben einen hochinteressanten Abend, zumal am Nachbartisch eine rumänische Familie sitzt, deren Kinder, 12 und 5 Jahre alt, unüberhörbar deutsche Rätsel lösen. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch, und es stellt sich heraus, dass sie aus Bukarest stammen und eine deutsche Schule bzw. Kindergarten besuchen. Wir erzählen ihnen natürlich, was uns hierhin treibt, und daraufhin bestätigt uns die Mutter, was wir ohnehin auf unserer Fahrt schon bemerkt haben: die Donau hatte schon ganz lange nicht mehr so extrem wenig Wasser wie jetzt.

Zur Krönung gibt es Livemusik: ein Trio, geschätztes Durchschnittsalter 78 Jahre, spielt auf (Geige, Akkordeon, Gesang mit Gitarre), die Burschen schaffen es, selbst Berufsmusikerherzen zu erweichen.


Kreuzerabteilung
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